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Eine der bekanntesten Kulturstätten ist Chichén-Itzá. Diese liegt mitten im Dschungel, rund 240km von Playa del Carmen entfernt. Als Urlauber kann man sich den zahlreichen organisierten Ausflügen anschließen oder wie wir mit einem Leihwagen auf eigene Faust aufbrechen. Empfehlenswert ist ein früher Start, denn dann erreicht man Chichén-Itzá über die Autobahn in weniger als 3 Stunden. Die Autobahn ist übrigens gebührenpflichtig (~ 14€) und um 7 Uhr morgens noch fast leer. Um ehrlich zu sein: Wir haben nur ein einziges Auto auf der ganzen Strecke gesehen. Hauptsache das Auto gibt nicht auf! ;-)

Wir hatten Glück und erreichten Chichén-Itzá kurz nach der Öffnung. Nur wenige Autos standen auf den Parkplätzen, und es waren auch keinerlei Reisebusse in Sichtweite. Da blieb sogar noch Zeit für das längst überfällige Frühstück, auf das wir an diesem Morgen verzichtet hatten. Doch die "Götter" wollten es anders. Ein Stromausfall, der den ganzen Westen von Yucatan betraf, legte sowohl den Bancomat als auch alle Kaffeemaschinen lahm.
Somit konnten wir dann ganz "unbelastet" zur Kasse wanken. Der Eintritt war wie immer sehr günstig, jedoch wollte der Führer 60€. Wir handelten ihn dann auf 40€ herunter und teilten ihn uns mit Robert und Angelina, einem jungen Paar aus Kanada.

  Yucatan Mex 281 auf dem halben Weg nach Chichen Itza  
  Yucatan - Chichen Itza - Modeldarstellung der histrorischen Stätte  

Chichén-Itzá war eine antike Stadt, die eine Fläche von 15 Quadratkilometer einnahm und 13 Ballspielfelder besitzt, darunter das größte, das je in Mittelamerika entdeckt wurde. Nur drei sind wiederhergestellt worden. Alle Plätze sind durch "Sacbe" (gepflasterte Straßen, die 3 bis 8 Meter breit sind) miteinander verbunden. John Lloyd Stephens und Frederick Catherwood haben eine schöne Beschreibung hinterlassen, wie sich ihnen die Stadt im Jahre 1842 darbot. Sie waren die ersten einer langen Karawane von Abenteurern, Fotografen, Künstlern und Archäologen, die diese Stätten während des 19. Jahrhunderts durchstreiften. (Den Bericht findet man im Netz oder Buchhandel.)

 
 

Schon 1923 begannen die Restaurierungen, die bis heute nicht abgeschlossen sind. In vielen Jahrhunderten hat die Natur die Gebäude zurückerobert und sie größtenteils bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Meistens bestehen sie nur aus einem überwucherten Steinhügel. Pläne und Zeichnungen gibt es meistens auch keine mehr, wodurch die Restaurierung zu einem großes dreidimensionalen Puzzle wird. Trotzdem gelingt es den Archäologen, in aufwändigen Restaurierungen die Gebäude zu großen Teilen aus originalem Material wieder aufzubauen. Nur die Fresken und Zeichnungen sind bis auf wenige Ausnahmen für immer verloren.

  Yucatan - Chichen Itza - ein nur teilweise restauriertes Gebäude  
 

Chichén-Itzá-Stadt gliederte sich in zwei Bereiche indem neben dem Kultischen auch Wissen um die Fächer Philosophie, Medizin, Agrarwissenschaften, Astronomie, Mathematik und Kunst gelehrt wurden. Jedes Gebäude besaß im Rahmen der einzelnen Lehrfächer eine besondere Funktion.

 
  Yucatan - Chichen Itza - Haus des Hirsches ( Venado)  

Der dem Kult vorbehaltene Stadtteil, enthält das Ballspielfeld (Juego de la Pelota), den Tempel Tzompantli, den Tempel der Adler, den Venustempel, die Pyramide von Kukulcan, den Heiligen Brunnen (Cenote Sagrado), den Tempel der Krieger, das Ossarium, sowie das Alte Chichen mit dem Tempel des Datums, dem Phallus-Tempel und anderen Bauwerken.

Der andere Stadtteil war der Wissenschaft gewidmet. Das Haus des Hirsches (Venado), das Astronomische Observatorium (Caracol), die Kirche (Iglesia), das Kloster (Las Monjas) und das Monument Akab-Dzib ("Geheime Schrift") gelten schon lange als unschätzbare Kunstschätze. Deshalb wurde Chichén-Itzá auch von der UNESCO zum Weltkulturerbe benannt.

Der Name Chichén-Itzá besteht aus den drei Worten des Dialektes der ltzá-Maya. "chi", "chen" und "itzá", die jeweils "Mund", "Brunnen" und "Volk der Itzá" bedeuten. Demnach bedeutet er "Der Mund des Brunnens der Itzá". Wahrscheinlich ist mit dem Brunnen die Cenote in der Nähe der Stadt gemeint. Diese war nicht nur die Trinkwasserversorgung, sondern auch eine Kultstätte.

 

Zu jedem Bauwerk bekamen wir von unserem Tourguide eine ausgiebige geschichtliche und religiöse Beschreibung. Viele der Details und Reliefs hätten wir ohne ihn sicherlich übersehen. Glück hatten wir mit dem Wetter, das uns für die zwei Stunden einmal nicht betröpfelte, auch wenn der Himmel dramatisch danach aussah.
Zu Beginn besuchten wir das Observatorium, das Caracol (Schnecke) genannt wird. Die Maya benutzten es für das Studium der Sternenbewegung. Diese Erkenntnisse wurden dann in den Bau aller religiösen Gebäude miteinbezogen. Die Astronomie war in jener Zeit höher entwickelt als im arabischen oder europäischen Raum.

  Yucatan - Chichen Itza - Observatorium / Sternwarte (Caracol)  
 

Yucatan - Chichen Itza - Kirche (Iglesia) mit Stuckarbeiten die den Gott Chac darstellenDas als Kirche (Iglesia) bezeichnete Gebäude ist im wesentlichen dem Regengott Chac gewidmet, dessen Abbild man in zahlreichen gut erhaltenen Stuckarbeiten findet. Der Regengott spielte bei den Maya eine sehr große Rolle, weil auf Yucatan über 6 Monate im Jahr keinerlei Regen fällt und das Land fast vollständig austrocknet.
Yucatan - Chichen Itza - Der Nonnentempel und die Kirche (Iglesia)Die einzige Tür der Kirche ist in die vollständig ausge-schmückte Westfassade eingelassen. In der Mitte thront eine Maske des Gottes Chac, an beiden Seiten von zwei Nischen umgeben, die eine jede zwei Figuren enthält. Sie stellen die vier Bacab dar, die den Himmel an den vier Himmelsrichtungen tragen und symbolisch durch die Schildkröte, den Krebs, die Muschel und das Eichhörnchen dargestellt sind (Geschöpfe, die im Wasser, auf der Erde und auf den Bäumen leben).
Die Symbole, die Größe des Bauwerks und die Tür an der Westfassade (ein Zeichen des physischen Todes) legen nahe, das das Bauwerk eine Grabstätte gewesen sein dürfte.

Die Kirche steht in unmittelbarer Nähe des Nonnentempels. Auch an diesem ist an allen Ecken der Gott Chac dargestellt. Ihn erkennt man an der Nase, dem nach unten gebogenen Vorsprung im oberen Bereich (knapp über der Mitte am linken Rand im Bild rechts).

 
 

In unmittelbarer Nähe der Kirche steht das Akab-Dzib, was so etwas wie "geheime Schrift" bedeutet.
Das der Philosophie gewidmete Monument umfasst drei Abschnitte mit insgesamt 18 Lehrsälen, jeder Abschnitt bildet ein zentrales Gebäude. Alle Räume haben gewölbte Decken mit Korbbögen. An der Ostseite des mittleren Abschnitts scheint eine Treppe gewesen zu sein. Über der Tür (Südseite) eines der Innenräume befindet sich eine thronender Quetzalcaan, vor ihm eine Vase, umgeben von Hieroglyphen. Die Schrift konnte noch nicht entziffert werden. Daher auch der Name des Gebäudes. An der Decke einiger Räume ist deutlich der Abdruck einer Hand in roter Farbe erkennbar, die so genannte "Himmlische Hand" oder "Hand des Schöpfers".

  Yucatan - Chichen Itza - Akab-Dzib - Ein mit Hieroglyphen ausgeschmücktes Gebäude  
 

An vielen Gebäuden findet man Bilder mit tiefer religiöser Bedeutung. Mal ist es eine Verschmelzung von Gott zum Tier (Adler und Schlange) oder gar eine dämonisch aussehende Maske eines Gottes. Auch der Jaguar spielt eine wesentliche Rolle und wurde immer wieder dargestellt.

 
  Yucatan - Chichen Itza - Mystische Bilder an den Fasaden der Gebäude Yucatan - Chichen Itza - Mystische Bilder an den Fasaden der Gebäude Yucatan - Chichen Itza - Mystische Bilder an den Fasaden der Gebäude  
 

Yucatan - Chichen Itza - Darstellung eines JaguarsEine Seitenwand am Ballspielplatz stellt in mehreren Reliefs (Bild rechts unten) die Verwandlung eines Maya in einen Priester und in der Folge seine Enthauptung dar. Dies war wohl als Selbstopferung Yucatan - Chichen Itza - Darstellung einer zeremonieller Enthauptungdie höchste Weihe. ;-(
Der Ballspielplatz ist sehr groß und bietet außer den steinernen Ringen in der Mitte beider Seitenwände nur wenig Interessantes.
Der detailreiche Jaguar (linkes Bild) ist an einer Seite des Tempels der Jaguare zu bewundern.

 
 

Yucatan - Chichen Itza - In den Kalkstein gehauenes Götterbild an einer der 1.000 SäulenMit dem Gang der 1.000 Säulen sind verschiedene Tempel, wie der Venustempel und der Tempel der Krieger, miteinander verbunden. Jede der Säulen ist mit detailreichen Yucatan - Chichen Itza - Blick von der Großen Pyramide auf den Komplex der 1.000 Säulendirekt in den Stein gehauenen Darstellungen verziert.
Im Tempel selbst ist die Verschmelzung der Baustiele der Maya und der Tolteken zu erkennen. Die Maya nutzten Säulen nur zur Verzierung. Die Tolteken nutzten diese jedoch als tragende Elemente, wodurch größere Räume erst möglich wurden.

 
 

Yucatan - Chichen Itza - Die Große PyramideDie Pyramide des Kulkulcan (dies bedeutet "gefiederte Schlange") ist am eindrucks-vollsten. Sie ist 24 Meter hoch und hat am Fuß ein Seitenlänge von 55,5 Meter. An jeder der vier Seiten, die die vier Himmelsrichtungen versinnbildlichen, befindet sich eine 91 Stufen hohe Treppe. Die Größenmaße der Pyramide stellen die 365 Tage des Kalenderjahres dar. Die 91 Stufen jeder Treppe sind die Zahl der Tage zwischen den Sonnenwenden, geben also die genaue Hälfte des Jahres an. So legt die Pyramide nicht nur die Tage des Jahres fest und weist auf die Bewegung des Planeten um die Sonne hin, sondern zeigt auch die Ankunft der Aquinoktien am 23. September und 21. März an. Das Aquinoktium ist der Augenblick, in dem die Sonne zweimal im Jahr den den Himmelsäquator kreuzt und dadurch bewirkt, dass in der ganzen Welt Tag und Nacht die gleiche Dauer haben (Tagundnachtgleiche). Die Technik der Pyramide ist so exakt, dass bei Eintritt der Aquinoktien sieben Lichtdreiecke auf die nördliche Treppe fallen. Wenn diese dann mit dem Schlangenkopf an der Basis zusammentreffen, gewinnt man den Eindruck, als ob die Schlange vom Himmel fiele, an der Treppe Yucatan - Chichen Itza - Die Jaguar Figur in der Großen Pyramide hinuntergleite und ihr Schatten den Platz überquere. Die Lichtschlange verkörpert den Tag, das aufgehende Licht, das weise und heilige Menschen erschafft. Die Schattenschlange bedeutet die Nacht, die Finsternis, die den Menschen ins Verderben stürzt. Im Inneren der Kukulan-Pyramide, die auf die Sonne Bezug nimmt, befindet sich eine kleinere, dem Mond gewidmete Pyramide. Sie kann durch eine enge Treppe mit 57 Stufen bis zum Tempel, der sich jetzt im Inneren befindet, bestiegen werden. Im Tempel befinden sich zwei Figuren, die bei der Überbauung dort eingeschlossen und damit den Spaniern vorenthalten wurden. Der rot bemalte Jaguar-Thron ist mit 80 großen grünen Jadescheiben, die die Flecken im Fell darstellen, besetzt. Die Augen sind aus Malachit, und die Zähne sind echt!

 
 

Yucatan - Chichen Itza - Die Chac Mol Figur in der Großen PyramideBei der Figur eines liegenden Mannes handelt es sich um eine Darstellung des Gottes Chac Mol, der eine Opferschale in Händen hält. In diese wurden angeblich auch Menschenherzen gelegt. ;-| Hat man die 91 Stufen der Außentreppe gemeistert, eröffnet sich, nachdem der Puls sich wieder beruhigt hat, ein Yucatan - Chichen Itza - Wandgemälde im Tempel auf der großen Pyramidefantastischer Blick über die historische Stätte. Der sie umgebende Dschungel erscheint als grünes Meer, in dem einige Felsbrocken, die Gebäude, herausragen. Der Eingang zum Tempel auf dem Gipfel der Pyramide, ist mit farblichen Reliefs geschmückt. Der Blick von der Pyramide war der krönende Abschluss der Besichtigung von Chichén-Itzá. Yucatan - Chichen Itza - Rundblick über den Dschungel von der Großen Pyramide

 
 

Yucatan - Cenote Xkeken -  Riesiger Tropfstein / StalaktitNach einer Besichtigungstour von 3 Stunden beschlossen wir, zusammen mit dem Kanadierpärchen noch zur Erfrischung in eine Cenote schwimmen zu gehen. Eine besonders schöne ist die Cenote Xkeken, die vollständig unterirdisch liegt. Hat man sich durch das enge Loch im Fels gezwängt, kann man über eine Treppe zur eigentlichen Höhle hinabsteigen. Die sehr geräumige Tropfsteinhöhle wird von einem riesigen Tropfstein nicht weit vom Eingang dominiert. Das türkiesfarbene Wasser wird durch einen Strahl Sonnenlicht, der durch ein Loch in der Decke fällt, wie von einem Schweinwerfer angestrahlt.
Über glitschigen Kalkstein schlitterten wir vorsichtig in das Wasser, Yucatan - Cenote Xkeken -  Blick durch ein Loch in der Höhlendeckedas nach einem so anstrengen-dem Vormittag einfach köstlich erfrischend (kalt !!!) war.
Der Tropfstein dient den vielen Kindern, die sich an den daran befestigten Lianen nach oben hangelt, als Sprungbrett.

 
  Yucatan - Auf dem Weg nach Merida - Leckeres Pollos Asados - gegrilltes Hähnchen  

Nach einem kleinen, aber super leckeren Mittagessen (Pollos Asados), irgendwo entlang der Landstraße, geht es dann über 112 km Landstraße weiter nach Merida. Wir wollten die Hauptstadt von Yucatan unbedingt noch vor der Dunkelheit erreichen, denn wir mussten noch eine Bleibe für die Nacht finden.


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Text: Norbert Roller / August 2003
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