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Ake, ca. 30km östlich von Merida, ist ein sehr kleines, verschlafenes Dorf und bietet zwei Sehenswürdigkeiten auf einem Gelände. Zum einen befindet sich dort eine Maya-Ausgrabungsstätte und zum anderen eine Sisal-Fabrik aus der Jahrhundertwende. Zur großen Überraschung ist die Sisal-Fabrik, auch 50 Jahre nach dem Boom, noch immer in Betrieb. Die Fabrikgebäude, ehemals prunkvoll mit Säulen und Stuck verziert, verfallen jedoch zusehends. Das Dach der Maschinenhalle und einige Wände ist größtenteils eingebrochen und gibt den Blick auf die Produktionsmaschinen frei.

  Yucatan - Aké - Verfallene Pyramide der Maya  
 

Yucatan - Hacienda Aké - Dampfmaschine von Ruston aus Lincoln/EnglandDie richtigen Sehens-würdigkeiten findet man jedoch hinter dem Gebäude. Dort, wo vermutlich einst das Maschinenhaus stand, stehen die Relikte der Dampfmaschinen-Epoche und direkt daneben ein Dieselmotor aus den 50ern. Die Zweizylinder-Dampfmaschine Yucatan - Hacienda Aké - Dieselmotor zum Antrieb der Sisalgewinnungsmaschinenwurde von der Firma Ruston aus Lincoln / England gebaut. Die Mechanik zum Heraus-quetschen der Fasern stammt definitiv aus der Zeit vor der Jahrhundertwende und wird heute von einem Elektromotor angetrieben. Die Anzahl der benutzten Umlenkrollen konnten zwar hierdurch reduziert werden, aber die Lederriemen zum Antreiben kommen noch immer zum Einsatz.

 
  Yucatan - Hacienda Aké - Blick auf das halb verfallene Maschinenhaus  

Schon den ganzen Vormittag verfolgt uns der Regen. Ein Platzregen nach dem anderen beglückte uns in Merida, und das Erkunden der Stadt mussten wir immer wieder, um in Geschäften Unterschlupf zu suchen, unterbrechen. Dies war natürlich nicht zum Nachteil meiner Lieblingsblondine. Im Gegenteil, sie nutzte es schamlos aus.

Kaum haben wir die Hacienda gefunden und nähern uns gespannt dem Gebäude, geht es schon wieder los. Ein gewaltiger tropischer Regen zwingt uns, im Gebäude unter Maschinenaufbauten Schutz zu suchen, denn ein Dach hat die Fabrik nicht mehr.

 
 

Dies ist wohl auch das Aufbruchszeichen für die Arbeiter der Fabrik, denn alle packen ein und gehen im Regen nach Hause. Schade, so hatten wir es uns nicht vorgestellt. Nach einiger Wartezeit gesellten sich ein älterer Arbeiter und ein Junge zu uns. Während wir im Unterstand das Ende des Regens abwarten, erzählen sie uns über die Maschinen, die Fabrik, die Arbeit, das Leben und was, man sonst noch so alles zum Zeitvertreib erzählt. Leider verstanden wir nichts davon, denn wir verstehen kein Spanisch. Mit drei Floskeln hatte ich eingangs versucht, ihnen das zu erklären. Es klang wohl zu perfekt. ;-| Nächstes mal halte ich meinen Mund. Fällt schwer, ist aber fest versprochen!

  Yucatan - Hacienda Aké - Maschine aus der Jahrhundertwende zum herauslösen der Sisalfasern  
  Yucatan - Hacienda Aké - Maschine aus der Jahrhundertwende zum herauslösen der Sisalfasern  

Witzig war es trotzdem, und ein wenig haben wir dann aus dem Gedeute schon entnehmen können. Das Heranschaffen der Agavenblätter, die mit einem speziellen Messer geschnitten werden, geschieht über eine kleine Bahnstrecke. Die Agavenblätter werden über eine Förderkette zugeführt und mehrfach durch verschiedene Walzen gequetscht, bis am Ende nur noch die harten Fasern übrig sind. Die Pflanzenmatsche fällt dann nach unten in die gleichen Loren durch. Dies erklärte auch schnell den Geruch nach Gegorenem, der über der Anlage hängt. Die Fasern werden dann noch einmal ausgebürstet, um dann nach dem Trocknen in der angrenzenden Kordelfabrik weiterverarbeitet zu werden.

 
 

Dass die Produktionsanlage von englischen Firmen erbaut wurde, kann man an den zahlreichen Firmenschilder mit Modelnummern und Baujahren gut erkennen. Yucatan - Hacienda Aké - Maschine aus der Jahrhundertwende zum herauslösen der Sisalfasern Yucatan - Hacienda Aké - Maschine aus der Jahrhundertwende zum herauslösen der SisalfasernUnterstützt von der UNESCO werden im nächsten Jahr die Ausgrabungsstätte und die Hacienda für den Massen-tourismus erschlossen werden. Die Villa der Hacienda wird dann zu einem Hotel umgebaut. So verkündete dies ein Schild am Ortseingang. Glücklicher-weise hatten wir es vorher im "Dornröschenschlaf" erkundet, denn das verschlafene Dörfchen am Ende der Welt wird dann wohl seinen Charme  verlieren. Nachdem wir 40 Minuten das Ende des Regens abgewartet hatten, wateten wir durch große Pfützen vom Maschinensaal hinüber zur Kordelfabrik. Da diese schon geschlossen war, spähten und fotografierten wir durch ein Türgitter.

 
 

Yucatan - Hacienda Aké - Maschine zum auskämmen der Sisalfasern - gebaut von Leeds & Belfast 1947Die Funktionen der einzelnen Maschinen zur Kordelherstellung ließen sich nicht immer sehr einfach erraten. Aber eines war sicher, keine der Maschinen hatte weniger als 60 Jahre auf dem Buckel zu haben.
Nach Trocknung der Fasern wurden diese -mit der Maschine rechts- zu dünnen Schnüren Yucatan - Hacienda Aké - Maschine zur Sisal - Kordelherstellungverdrillt und auf Rollen aufgewickelt. Die Maschine hatte das Baujahr 1947 und wurde von einer Firma Leeds & Belfast hergestellt.

Im nächsten Arbeitsschritt wurden mehrere Schnüre -mit der Maschine links- zu Kordeln verdrillt und dann durch einen Taumler zu Yucatan - Hacienda Aké - Maschine zur Sisal - KordelherstellungKordelwickel gedreht. Soweit konnten wir die Funktion der guten "Stücke" identifizieren.
Der Rest der Maschinen war scheinbar nicht mehr in Betrieb, es bräuchte wohl einen Fachmann, um die Funktion zu erkennen. Es dauerte lange, bis wir uns satt gesehen hatten. Yucatan - Hacienda Aké - Maschine zur Sisal - KordelherstellungDie kurze Regenpause ging aber auch schon wieder zu Ende, und da wir die Maya- Ruinen auch noch sehen wollten, mussten wir einen Feldweg durch weitere Pfützen entlang waten. Am Ende, die Säulen schon in Blickweite, angekommen standen wir dann doch tatsächlich vor einem Kassenhäuschen! Das hatten wir nun wirklich nicht erwartet. Unser Geld hatten wir dummerweise im Auto gelassen, und so verzichteten wir gezwungenermaßen auf den Besuch der Anlage.

 
  Yucatan - Hacienda Aké - Historische Maya Stätte am Ende der Hacienda  

Aber eigentlich war es uns nicht unrecht, denn es schüttete sowieso wieder wie aus Eimern und wir mussten zusehen, dass wir uns auf den die 200km Rückweg nach Playa del Carmen machten.

  Yucatan - Hacienda Aké - Historische Maya Stätte am Ende der Hacienda  

 

   
 

Text: Norbert Roller / August 2003
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