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Gran Canaria 2006 ( Ein Reisebericht von Christine & Norbert Roller)
- Marine Reserve El Cabrón / Arinaga im Osten der Insel -

 

Da wir glaubten, dass die anderen Tauchplätze um Puerto Rico keine Abwechslung mehr versprachen, wechselten wir auf die östliche Seite der Insel. Hier liegt der Marinenaturschutzpark „El Cabrón Marine“ der meistens auch nur Tauchplatz „Arinaga“ genannt wird. Angeblich soll dies der Top-Spot für Fischreichtum und Artenvielfalt sein.

 
 

Eine Tauchschule vor Ort zu finden war, ohne vorhergehende Vorbereitung mit dem Internet, nicht ganz so einfach. Viele Tauchschulen fahren Arinaga von Playa del Ingles, Maspalomas oder San Agustin mit dem Jeep an. Nach längerem Suchen fanden wir „Davy Jones Diving“ direkt im Ort Arinaga. Diese Tauchbasis lag am dichtesten am Marine Park und fuhr zweimal am Tag die Tauchplätze mit älteren Minibussen in nur wenigen Minuten Fahrtzeit an. Wenn man keinen eigenen Leihwagen hat, dann übernimmt "Davy Jones Diving"  den Pickup von den Hotel gleich mit.

In der Tauchbasis gab es neben dem üblichen Leihmaterial und der Möglichkeit zur Tauchausbildung noch Toiletten sowie kostenlosen Kaffee und Tee. Das ausführliche Briefing findet an einer auf die Wand modellierten Reliefkarte statt. In voller Montur ging es dann mit den Minibussen zunächst über geteerte Straße und zum Ende hin einem holperigen Weg in den Marinepark.
Nach dem Tauchgang kann man sein Material in Wassertonnen auswaschen und dort auch lagern. Der zweite Tauchgang erfolgte gut 2 Stunden später, nachdem die Flaschen gewechselt wurden und man sich etwas erholt hatte.
Mit dem Tauchguide „Andi“ waren wir sehr zufrieden, denn er kannte die Tauchplätze wie seine Westentasche. Seine ruhige Art und die große Sorgfalt waren bei solch schwierigen Tauchbedingungen unverzichtbar.

  Gran Canaria - Arinaga - Tauchbasis Davy Jones  
  Gran Canaria - Arinaga - Marine Reserve El Cabrón - Einstiegsstellen Gran Canaria - Arinaga - Marine Reserve El Cabrón - Blick vom Leuchtturm aus über den gesamten Park  

Die Stadt Arinaga selbst besteht nur aus neueren Häusern in denen die Canaries selbst wohnen. Tourismus gibt es trotz der schönen Bucht praktisch nicht, denn es weht dauerhaft ein extrem starker nördlicher Wind. Windstärken 4-6 sind normal! Eine große Windfarm nutzt diese natürliche Ressource, und deshalb kann man Arinaga auch schon bei der Landung vom Flugzeug aus gut ausmachen.

 
 

Die acht verschiedenen Tauchplätze von Arinaga werden über drei Einstiegsstellen von Land aus betaucht. In Abhängigkeit von Wind und Wellen kann es aber schon vorkommen, dass man einige Tage über diese felsigen Zugänge nicht gefahrlos ins Wasser kann. Wir warteten 3 Tage, bis zu unserem ersten Tauchgang.
Die Namen der Tauchplätze klangen sehr viel versprechend: Two Caves, Roncaderas, Table Top, … Um sich von der Vielfalt unter Wasser zu überzeugen, mussten wir jedoch erst durch die Brandung abtauchen. Bei 2- 2,5 Meter Wellengang und Windstärke 4 - 5 war dies eine riskante und anstrengende Aufgabe. Der Wellengang und die Windstärke waren für Arinaga an sich auch nichts Besonderes, sondern nur die üblichen „guten Tauchbedingungen“!

Unser persönliches Fazit:
Aus unserer Sicht rentieren sich die Tauchgänge in Arinaga nicht. Die unsicheren Wetterverhältnisse ließen Tauchgänge immer wieder ausfallen, und der mühsame Ein- und Ausstieg gingen sehr stark zu Lasten des Materials. Mit einer großen Unterwasserkamera ist es auf jeden Fall unsinnig.
Der Fischreichtum war bei unseren drei Tauchgängen nur minimal besser als um Puerto Rico. Die großen Stachelrochen fehlten sogar vollständig. Jeder Tauchgang kostete uns 35 Euro und dies fanden wir, zumal kein Boot benötigt wurde, ganz schön happig.

  Gran Canaria - Tauchplatz Roncaderas - Gepunktete Muräne - Dotted Moray Eel - Muraena augusti  
 

Tauchplatz Roncaderas

Unser erster Tauchgang war am Einstieg Roncaderas. Hier tauchten wir direkt in der Brandung und in geringer Tiefe in einem kleinen Kanal über Steine und Seekraut bis zu einer Abbruchkante ab. Von dort ging es dann steil abwärts zum sandigen Meeresboden auf rund 20 Meter, während über uns einige Barrakudas kreisten. Am Tauchplatz selbst gab es nicht mehr Vielfalt als in Pasito Blanco, jedoch waren die Fische größer. Neben den auf dem Grund sitzenden Eidechsenfischen und Meerbarben, sowie den allgegenwärtigen Schwärmen von gelbschwänzigen Bastard-Grunzern entdeckten wir als Höhepunkt noch einen Himmelsgucker, der perfekt im Sand versteckt war. Nur Augen und die Rückenflosse waren sichtbar, und ohne die scharfen Augen unseres Tauchguides „Andy“ hätten wir diesen und die Seezungen nicht entdeckt. Eine Keulenanemone mit Putzergarnele und Arrowcrab war zum Ende des Tauchgangs eine willkommene Abwechslung.

  Gran Canaria - Tauchplatz Roncaderas - Seestern - Starfish - Asteroidea  
  Gran Canaria - Tauchplatz Roncaderas - Seezunge - Sand Sole - Pegusa lascaris   Gran Canaria - Tauchplatz Roncaderas - Himmelsgucker - Common Stargazer - Uranoscopus scaber  
  Gran Canaria - Tauchplatz Roncaderas - Weißband-Putzergarnele - Scarlet Skunk Cleaner Shrimp - Lysmata amboinensis & Keulenanemone - Telmatactis cricoides & Lanzett-Gespensterkrabbe - Arrowhead Spider Crab - Stenorhynchus lanceolatus   Gran Canaria - Tauchplatz Roncaderas - Kleiner Drachenkopf  - Scorpion Fish - Scorpaena  
 

Tauchplatz Two Caves

Der Nachmittagstauchgang war dann am Tauchplatz Two Caves. Hier tauchten wir in geringer Tiefe, auf der Suche nach schönen Fotoobjekten, am felsigen Ufer entlang. Am Ende der sich unter Wasser fortsetzenden Landzunge kann man dann, genügend Luft vorausgesetzt, zu den kleinen Höhlen abtauchen. Wir nutzten unsere Luft jedoch um über dem sandigen und felsigen Grund weiter nach fotogenen Objekten zu fanden. Wir fanden jedoch nur einen einzigen freiwilligen Darsteller in der Form eines Oktopus. Dieser war zwar grundsätzlich geduldig, fühlte sich aber dann doch irgendwann von der Kamera und dem Blitz bedrängt, und er konnte sich zwischen seiner kleinen Höhle und der Flucht aus derselben nicht entscheiden. Mal ergriff er die Flucht, und schwupp war er wieder im Loch. Die Tarnfarbe wechselte immer wunderschön mit.

 
  Gran Canaria - Tauchplatz Two Caves - Gemeiner Krake - Common Octopus - Octopus vulgaris   Gran Canaria - Tauchplatz Two Caves - Gemeiner Krake - Common Octopus - Octopus vulgaris  
  Gran Canaria - Tauchplatz Two Caves - Meerbarbe  - Striped Mullet - Mullus surmuletus   Gran Canaria - Tauchplatz Two Caves - Keulenanemone - Telmatactis cricoides  
 

Von Tauchplatz Table Top nach Einstieg Two Caves

Der Wind hatte an unserem zweiten Tauchtag um eine weitere Windstärke zugenommen, und die Wellen waren deshalb noch gut einen halben Meter höher. Somit beschränkten sich die verfügbaren Tauchplätze stark. Wir planten in Abhängigkeit der Strömung unter Wasser entweder am Einstieg Roncaderas oder Two Caves aufzutauchen. Zunächst mussten wir aber über glitschige und scharfkantige Felsen in die Brandung absteigen und ohne Flossen durch diese hindurch hangeln. In den Wellen schaukelnd wie ein Sektkorken legten wir dann schnellstens die Flossen an und tauchten im Takt der Brandungswellen und in nur 2 Metern Tiefe ab. Bis wir die Abbruchkante endlich erreicht hatten, waren schon 50 kostbare Bar verbraucht. Nach kurzer Beruhigung ging es dann in Richtung TableTop. Nach der nächsten Biegung erfasst uns jedoch eine starke Gegenströmung und wir mussten somit unser Ausweichziel, den Einstieg TwoCaves, ansteuern. Nach nur 20 Minuten waren 100 Bar verbraucht und wir verließen die Tiefe von rund 20 Meter. Ab jetzt folgte eine endlose Paddellei, so um die 13 Meter und ohne Zeit für Fotos. Zu sehen gab es aber sowieso nur wenig, denn der Sandgrund war von der Brandung aufgewirbelt und begrenzte die sicht auf gut 10 Meter. Am Ende hatte ich 200 Bar in 40 Minuten und auch meine gesamte Kondition verbraucht.
Nach diesem kräftezehrenden Tauchgang war der Ausstieg über glitschige Felsen, hereinbrechende Wellen und einem Wind, der einem fast wieder in die Wellen zurückwarf, ein „krönender“ Abschluss.

  Gran Canaria - Tauchplatz Table Top - Seescheide Gran Canaria - Tauchplatz Table Top - Atlantischer Mönchsfisch - Atlantic Damselfish - Chromis limbatus  
 

Text: Norbert Roller / Mai 2006
Fotos: Copyright by Norbert Roller
Kontakt: Norbert Roller, Hauptstrasse 60, 35516 Münzenberg, Norbert.Roller@kacr.de
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