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Mit
"Made in Germany" aufgewachsen und beruflich mit Schweizer Effizienz und
Präzision vertraut, war ich doch überrascht wie Hotel und Tauchbasis am Rande
der Wüste, nur 500km von der sudanesischen Grenze entfernt, diese Eigenschaften
verkörpern. Es war ja nicht unser erster Tauchurlaub in Ägypten. Wir hatten
schon einige Überraschungen hinter uns, und eines war klar südlicher als El
Quesir findet man die Annehmlichkeiten der Zivilisation noch nicht. Für den
Tauchurlaub -zurück zur Natur- und 14-Tage im Beduinenzelt konnten wir uns
allerdings auch noch nicht begeistern. Als uns im Rahmen einer Incentivereise
dann EL Quesir angeboten wurde, haben wir ohne lange zu überlegen zugesagt. |
Schon
nach wenigen Minuten war uns klar: Dieses Hausriff ist super fotogen und in
einem hervorragenden Zustand. Schnorchelnd treiben wir im Roten Meer, "alle
Viere" von uns gestreckt und können uns an dem Gewimmel unter uns nicht
satt sehen. Nur wenige Meter vom Steg entfernt tummeln sich so viele Fische wie
wir es selten erlebt haben. Die schon bald untergehenden Sonne erzeugt ein
schönes warmes Licht und zeigt uns mit einer typischen Roten Meer Sichtweite
den Grund überdeutlich. Der Erste Blaupunktrochen wird schon nach wenigen
Minuten bejubelt, aber schon bald sehen wir, dass es diese, genau wie die
Krokodilsfische, in großer Anzahl gibt. Wir fiebern schon jetzt dem morgigen
Tauchgang entgegen. |
Der Staff ist für uns
immer ansprechbar und erklärt uns den Ablauf auf der Basis. Neben den drei
Zeitzonen für das Hausriff werden noch Jeep-Safaris zu den im Norden und Süden
liegenden Tauchplätzen angeboten. Ein vor der Bucht gelagerter Korallenstock
kann nur bei bestem Wetter angefahren werden. Die Basis hat zwar einen Steg
über das Riff hinweg zur Riffkante, aber dort können keine größeren Boot
ankern. Die kleinen Boote sind aber sehr stark wetterabhängig ,und somit finden
nur selten Ausfahrten statt. Für erfahrene Taucher gibt es praktisch keine
Limits in Bezug auf Zeit und Tiefe. Wer kein Anfänger ist und sich sicher
fühlt, kann direkt nach seinem Check-Dive selbständig mit seinem Buddy
losziehen. |
Es ist selbstredend dass wir nur mit 15 Liter Flaschen tauchten und damit Tauchzeiten von über 70 Minuten erreichten. Die Bucht mit dem El Quadim genannten Hausriff besteht aus den beiden Saumriffen im Süden und Norden und aus einigen Korallenstempeln in der Mitte. Die Tiefen reichen von 5 Meter im Bereich des Stegs bis etwa 30 Meter an der Riffkante. In der Mitte der Bucht geht es dann schnell von 25 Meter bei den Korallenstöcken auf über 60 Meter in Richtung offenes Meer hinab. Die Bucht selbst wird von einem hellen und feinsandigen Sandboden dominiert, der ein ideales Brutgebiet für Drückerfische ist. Fast auf allen Tauchgängen begegnen wir Blauen- und Riesendrückerfischen. |
Für
die Vormittagstauchgänge bietet sich die linke Seite
der Bucht an. Auf dieser Seite gibt es alles, was das Taucherherz begehrt. Die
vielen Einschnitte und die riesigen Feuerkorallen bieten einer Vielzahl von
Lebewesen einen Lebensraum. Von den kleinsten Schnecken bis zu gewaltigen
Makrelenschwärmen ist alles vertreten. Um nicht den gleichen Weg doppelt
zurückzulegen, hat die Basis einen Shuttleservice eingerichtet. Mit einem
kleinen Boot wird man in voller Montur bis zum gewünschten Punkt am Saumriff
gefahren und kann dann gemütlich und meistens ohne Strömung zum Steg
zurückschwimmen. |
Bei fast jeder Rückkehr zum Sandbereich vor dem Steg wurden wir von einem kapitalen Barrakuda, Trompetenfischen oder einem Schwarm Kalmare begrüßt. Es war selbstredend, dass der Film natürlich immer voll oder die Flasche vollständig leer waren und somit von diesem Schauspiel keine Bilder existieren. Schade, Schade, Schade !!!
Schon nach kurzer Zeit hatten wir die optimale
Kombination von Hausrifftauchen und Jeep-Safaris gefunden. Da die Anzahl
der Gäste das Maximum für die Basis erreicht hatten, mussten wir uns
schon zwei Tage im Voraus für die
entsprechenden Tauchgänge eintragen. Dies war
natürlich der kleine Nachteil
den
die (Selbst)-Beschränkung bei allen
Tauchplätzen und am Hausriff mit sich brachte. Für El Quadim gab es
drei Zeitbereiche von je 3 Stunden in denen man seinen Tauchgang starten
konnte. Für die Jeep-Safaris beschränkte sich die Anzahl der Personen
auf das Fassungsvermögen der Jeeps. |
Wenn man es zum ersten Mal erlebt, bleibt einem fast das Herz stehen. Ein riesiger Schwarm silbrig glänzender Fische (Großmaul-Makrelen) kommt in hoher Geschwindigkeit und mit weit aufgerissenen Mäulern auf dich zu geschwommen. Dreht kurz vorher ab, schwimmt zurück zur Oberfläche und stürzt erneut heran. Doch schon nach kurzer Zeit begreift man den eigenartigen Tanz. Es geht um Plankton, das sich an der Oberfläche im Sonnenlicht gesammelt hat und das auf diese Art sehr effizient ausgefiltert wird. Wird das Maul dann wieder "eingeklappt", sieht es wieder mehr nach Fisch, sprich Makrele, aus. An dem Fotofisch störten sie sich jedoch wenig. Das für uns unsichtbare Plankton muss einfach zu lecker gewesen sein. Ein absolut spektakuläres Erlebnis! |
Unsere erste Jeepsafari ging nach
Maheleg. Dieses Riff befindet sich etwa 30 Minuten südlich von El Quesir. Da
dieses in der Entwicklung deutlich hinter Hurghada zurücksteht und nur die
notwendigste Infrastruktur bietet, hatten wir die kleine Hafenstadt, eher ein
Fischerdorf, noch nicht besucht. Die Bauaktivitäten waren zahlreich und der
Bauschutt lag überall. Im kleinen natürlichen Hafen ankerten die
Tauchsafarischiffe an der Jetti und die kleinen Fischerboote in der Bucht. El
Quesir wurde ähnlich wie Safaga und Port Sudan schon seit der Zeit der
Pharaonen als Hafen und Warenumschlagsplatz bevorzugt. Jedoch dann über viele
Tausende von Jahren nur als Militärposten ohne Bedeutung genutzt. Erst durch
den Tauchtourismus und die ständig Suche nach unberührten Tauchplätzen gewann
es wieder an Bedeutung. Aktuell gibt es nur vier Hotelresorts, jedoch sind die
Baupläne erheblich, und es wird, sofern der kleinen Flugplatz im Süden je
gebaut wird ,ähnlich "explodieren" wie Hurghada. |
Unsere
zweite Jeep-Safari ging nach Norden zu einem Riff etwa 10 km südlich von Safaga.
Der Wind hatte seit Tagen
zugenommen, und die hohen Wellen und die starke Strömung hatten die Anzahl der
Tauchplätze auf zwei geschrumpft. Safaga II lockte uns jedoch trotz des Risikos
der Strömung mit einer Aussicht auf Haie. Selbst für die langjährig in diesem
Gebiet tauchenden Guides ist es nahezu unmöglich, die Strömung unter Wasser von
Land aus zu beurteilen. Wir stimmen in der Gruppe ab, ob wir das Risiko eingehen
wollten. Einstimmigkeit herrschte bei den Tauchern, nur der Guide war etwas
nachdenklich. Die Ausrüstung war schnell angelegt, und der beschwerliche Weg
über das Riff zu einem Einschnitt im Riff und dem für das Abtauchen gewählten
Kanal wurde schon abenteuerlich. Die Ebbe war noch nicht erreicht, und das vom
Riffdach ablaufende Wasser sowie die vielen Löcher im Riffdach machten die 50
Meter sehr beschwerlich. Einige krochen die letzten Meter bis zum Einstieg. |
Auf unserer Suche nach einem weiteren Riff mit Haien haben wir zwei Trips nach El Kahaf unternommen. Dieses Riff wird durch einen Einschnitt im Riffdach betaucht und bietet unter Wasser ein von Einschnitten, Höhlen und Kanälen mit vielen Sackgassen geprägtes Revier. Auch bei einem Wiederholungstauchgang bietet es viel Abwechslung. Im tieferen Bereich findet man zahlreiche feuerrote und bis zu 3m lange Peitschenkorallen sowie auf 10 Meter eine riesige Salatkoralle. |
Wer
glaubte, dass die Kommunikation unter Wasser eine Gruppe
von Taucherinnen behindern würde, sah sich getäuscht.
Der
gewöhn- liche Igelfisch Diodon hystrix „fliegt"
wie ein UFO im All vorbei. Trotz seiner Größe von fast 70cm ist er sehr
schreckhaft und lässt uns nicht näher an sich heran. Sein Gebiss steht markant
hervor und sieht aus wie ein großer Zahn. |
Die
Einschnitte mit großen Sandflächen und beständiger
Strömung bieten den Anemonen gute Wachstumsbedingungen. Wir konnten bei nur
einem Tauchgang drei verschiedene Varianten bewundern. |
Serib
Soraya hatte auch sehr schöne Hart und Weichkorallen, war jedoch nicht so stark bevölkert wie die anderen Riffe. |
Nach soviel Tauchen, und Mangels
Kultur und Einkaufsbummel, drängt nach einigen Tagen das Bedürfnis doch etwas
in der Wüste zu unternehmen. Was liegt näher, als die nach Abenteuer
aussehenden Quads zu mieten. Dies stehen, frisch geputzt und in Reih und Glied,
vor dem Recreation-Center direkt im Resort |
In voller Montur mit einem leuchtend roten Helm sitzen wir
auf unseren Quads und warten auf den Start. Die wenigen Funktionen sind schnell
erklärt und gewöhnungsbedürftig ist nur der Gashebel, der anderes als beim
Motorrad nicht im Griff integriert ist. Kuppeln müssen wir auch nicht. Einfach
schalten reichte aus. Nach einer letzten Ermahnung nicht mit dem Lenker unter
dem Arm zurückzukommen geht es im "Gänsemarsch" endlich los. Kurz
hinter dem Resort beginnt einen staubigen Weg der direkt in die Wüste und in
Richtung der umliegenden Hügelkette führt. |
Nur wer machte das schon? Je nach
Fahrweise des Vordermannes musste der letzte -der Fotograf- mehr oder noch mehr
Sand schlucken. Mit der Zeit wird der Guide dann doch mutiger und in schneller
Fahrt geht es durch schmale Canyons und vorbei an einem verlassenen Wüstenort
mit drei Geistern, die diesen beschützen sollen! Christine, der es nicht
schnell genug gehen kann nimmt das Motto „Rock & Roll" dann doch zu
wörtlich und schwupp lag sie unter ihrem Quad. |
Text: Norbert Roller / September 2000 |
Fische und Korallen mit Bilder auf dieser Seite: Prachtlippenfisch Napoleon - Napoleonfish - Cheilinus undulatus, Ägyptische Seestern - Egyptian Sea Star - Gomophia egyptiaca, Berg Koralle - Porites lutea, Dreibinden Preußenfisch - Humbug Damsel - Dascyllus Aruanus, Nemo / Rotmeer-Anemonenfisch - Red Sea Anemonefish - Amphiprion bicintus siedelt im Schutz einer Schuppige Riesenmuschel - Squamose giant clam - Tridacna squamosa, Warzenschnecke - wart slug - Phyllidia, Mondsichel-Juwelenbarsch - Moon Grouper - Variola louti, Rundkopf-Fledermausfisch - Circular batfish - Platax obicularis, Blaustreifen Drückerfisch - Blue triggerfish - Pseudobalistes fuscus, Großaugen-Straßenkehrer - Bigeye Emperor - Monotaxis grandoculis, Mangroven Snapper - Magrove snapper - Lutjanus argentimaculatus, Weißschwanz Drückerfisch - Bluethroat triggerfish - Sufflamen albicaudatus